Mein Werdegang – 2008 bis heute

Der erste Kontakt mit Hubschraubern

Das erste mal Kontakt zu Hubschraubern hatte ich im Jahr 2008. In diesem Jahr machte mein Vater seine Privatpilotenlizenz bei Agrarflug. Zu diesem Zeitpunkt war ich fünf Jahre alt und sah bei manchen seiner Flüge zu. Schon damals faszinierte mich der
Hubschrauber. Leider war zu dem Zeitpunkt noch kein Mitflug möglich, da ja alle Flüge im Rahmen der Ausbildung stattfanden.

Das erste mal mitfliegen

Als seine Ausbildung beendet war, flog ich immer gerne mit. Anfangs hinten, später immer häufiger vorne links als CoPilot. Mit der Zeit wurde
mein Interesse immer größer und so schaute ich zu, wenn mein Vater die Vorflugkontrolle  machte. Er erklärte mir ein paar Dinge und besonders verwundert war ich darüber, dass der Mast hohl ist. Auch erstaunlich fand ich die Größe der Turbine (viel kleiner als erwartet).

Das Interesse wächst weiter

Das Geräusch des Triebwerksstarts war schon immer Musik in meinen Ohren – beim Anlassen hatte ich das Headset noch nicht aufgesetzt. Von den Instrumenten im Cockpit hatte ich noch keine Ahnung. Deshalb schaute ich meistens auf die Rotorblätter, wann sie begannen, sich zu drehen.

Rotorblattfessel

Bevor wir den Hubschrauber aus dem Hangar holten, ihn wieder hinein schoben oder ihn an einem Flugplatz abstellten wurde die Rotorblattfessel angebracht. Diese hat mich besonders interessiert und so baute ich mir aus einer Büroklammer einen Stinger, welchen
ich dann mit Tesafilm an meinem Modellhubschrauber anbrachte. An die Rotorblattspitze kam ein kleines Stück Pappe, wo ein Loch drin war. Durch dieses Loch wurde dann der Haken, welcher aus einer weiteren Büroklammer gebaut wurde gesteckt, um den Rotor quer/längs zu stellen. An dem Haken war natürlich ein “Seil” und am Ende ein Tennisball von Playmobil.

Auch in echt wollte ich die Rotorblattfessel dann natürlich anbringen und lösen. Dies erlaubte mir mein Vater, nachdem er mir gezeigt hatte wie es geht. Das war immer wieder ein Highlight und ein schönes Detail, was ich auch Zuhause an meinem Modell immer
wieder gemacht habe. Schon damals habe ich sehr auf Details geachtet und immer versucht, alles so realistisch wie möglich nachzubilden.

Der Auslöser – Schnupperflug 2018

Wieder einmal war es so, dass mein Vater etwas fliegen wollte. Zuvor wollte er allerdings noch ein paar Übungen mit seinem Lehrer machen. Er meinte, dass ich währenddessen hinten mitfliegen könne und nach ein paar Minuten nach vorne kann. Daher sollte ich mich jetzt schon mal kurz nach vorne setzen, um die Gurte anzupassen, da es gleich schnell gehen sollte. Dort saß ich dann auf dem CoPilotensitz und wir passten die Gurte an. Als diese passten, gaben mein Vater und meine Mutter mir einen Kuss und wünschten mir einen guten Flug. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was los war und dann setze sich der Lehrer meines Vaters neben mich auf den Pilotensitz und begann mit den Startup Checks. Er erklärte mir kurz etwas und dann startete er auch schon das Triebwerk.

Die Aufregung stieg und ich realisierte, dass ich gleich diesen Hubschrauber selber fliegen würde. Die Rotordrehzahl stieg auf 100% und der Lehrer sagte, dass er den Hubschrauber aufnimmt, dreht und ich dann versuchen sollte, geradeaus zu schweben. Während des Abhebens sollte ich meine Hände schon an den Controls haben, damit ich spüre, wie er den Hubschrauber steuert.
Er zog langsam am Pitch und ich spürte, wie der Hubschrauber leicht wurde. Er machte ganz leichte Steuereingaben, um den Hubschrauber dahin zu bringen, wo er ihn wollte. Er übergab mir die Steuerung und am Anfang war es noch sehr wackelig. Nach einer Weile hatte ich ein Gefühl für die Maschine und wir machten einen Normalstart. Diesen durfte ich schon fast ganz alleine machen.

Nach einer Platzrunde landeten wir auf der Piste, machten noch ein paar Übungen im Schwebeflug und hoverten zurück zum Abstellplatz.
Ein Hammer Erlebnis und gleichzeitig auch ein Schlüsselerlebnis: (spätestens) nach diesem Tag war klar, dass das Hubschrauberfliegen nicht nur mein Hobby sein sollte, sondern der
Beruf.

 

Die Suche nach dem Ausbildungsweg

Da nun mein Berufsziel klar war, fing ich an, nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich im Cockpit arbeiten könnte. Als erstes besuchten mein Vater und ich die Luftrettungsstation Christoph 13 in Bielefeld, da diese in unserer Nähe war. Dort trafen wir auf die Crew des
Rettungshubschraubers, da diese zu dem Zeitpunkt nicht im Einsatz war. Als erstes durfte ich mir den Hubschrauber mal ansehen und mich auf den Pilotensitz setzen.

Der Pilot nahm uns mit hinter den Hangar. Dort unterhielten wir uns und ich fand heraus, dass er seinen Pilotenschein bei der Bundespolizei gemacht hat, die auch die Piloten für alle BMI Luftrettungsstationen in Deutschland stellt. Sein Wunsch war schon immer Hubschrauberpilot zu werden. Allerdings bot sich lange keine Möglichkeit, weshalb er sich für seine zweite Wahl entschied – Polizist. Nach einigen Jahren bot sich ihm die Möglichkeit an, dort Hubschrauberpilot zu werden. Er nutzte die Gelegenheit und nun fliegt er seit vielen Jahren als Pilot bei der Bundespolizei.

Er erzählte uns vom Pilotprojekt der Bundespolizei, welches wir uns im Nachhinein nochmal genau ansahen, aber zu dem Ergebnis kamen, dass dieses für mich weniger geeignet ist.

Praktikum bei Agrarflug als Fluggerätemechaniker

Nach meinem Schnupperflug versuchte ich etwas im Bereich Hubschrauber zu finden, was mir gefiel. Während der Recherche bin ich auf den Beruf “Fluggerätemechaniker” gestoßen. Ich fand heraus, dass es drei Fachrichtungen gibt: Instandhaltungstechnik, Triebwerkstechnik und Fertigungstechnik.
Bei dem Unternehmen, wo ich meinen Schnupperflug und mein Vater seine Privatpilotenlizenz machte, gab es die Möglichkeit sich auf diese Berufsausbildung zu bewerben (Agrarflug Helilift). Dies habe ich dann auch gemacht und hatte ein paar Tage
später eine Antwort. Ich sollte um herauszufinden, ob mir die Tätigkeit wirklich Spaß macht und ob ich zu dem Unternehmen passe dort ein einwöchiges Praktikum absolvieren.
Von der Schule her gab es vorgesehene Zeiten für ein Praktikum. Diese hatte ich aber bei anderen Unternehmen gemacht um herauszufinden, ob mich noch etwas anderes so interessiert wie die Fliegerei. Daher musste ich mit meinem Klassenlehrer und der Schulleitung abklären, dass ich noch ein extra Praktikum bei Agrarflug Heillift machen wollte. Anfangs hat sich die Schulleitung etwas quer gestellt, aber da dieses Praktikum über meinen gesamten beruflichen Werdegang entscheiden könnte, haben sie sich schließlich doch dazu entschieden, dass ich dieses einwöchige dort machen kann.
Die Tage / Wochen bis zum Praktikum zogen sich ziemlich in die Länge, da ich mich sehr auf dieses Praktikum freute. Endlich war es soweit und ich war meinen ersten Tag bei Agrarflug. Die Leute dort waren von Anfang an sehr nett und haben mir alles gut erklärt.
Da alles sehr komplex ist, war ich nach ca. 3/5 Tagen in der Lage eigenständig kleinere Aufgaben zu übernehmen. Es war wahnsinnig interessant zu sehen, wie die Hubschrauber gewartet werden. Anfangs sollte ich Zeit mit einem Auszubildenden verbringen. Ich fragte ihn, ob es ihm gefiel, wie er dazu kam, wie die Regelung in der Berufsschule war usw.. Ein total netter Typ, der mir alle Fragen so gut es ging beantwortete.

Als erstes habe ich zusammen mit einem Techniker den Ölfilter einer Bell 212 ausgebaut, gesäubert und wieder eingebaut. Des weiteren habe ich an einer Bell 206 ein Lasermessgerät vorne an der Nase angebracht, woraufhin dann ein Pilot einen Checkflug mit der Maschine machte.

Bei einem anderen Hubschrauber war dieses Lasermessgerät bereits angebracht, aber die Kabel waren noch nicht verlegt. Also habe ich diese Aufgabe übernommen. Es wurde
gecheckt, ob der Blattspurlauf in Ordnung ist. Dies war noch nicht der Fall und mir wurde erklärt, das in den Rotorblättern minimale Gewichte sind, welche jetzt noch etwas angepasst würden, um so den Spurlauf zu verbessern.

Ich übernahm kleinere Aufgaben und guckte viel den Technikern und Piloten zu. Bei einem Pilot durfte ich während eines Checkfluges mitfliegen, da ich zuvor die Messgeräte angebracht hatte. Das war mit Sicherheit das Highlight der gesamten Woche. Alles in allem ein sehr interessantes Praktikum!

Am Ende habe ich mich dann doch gegen die Berufsausbildung entschieden, da das einen Umzug erfordert hätte. Es hätte keine Möglichkeit gegeben, dass meine Eltern mit mir umziehen. Die Berufsschule ist in Mönchengladbach und diese findet im Blockunterricht statt. Zu diesen Dingen war ich im Alter von 16 Jahren noch nicht bereit, weshalb ich mich dazu entschied, weiter zur Schule zu gehen.

AUSBILDUNG

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Zu meiner Ausbildung zum Privatpiloten gibt es eine extra Seite. Dort sind Beschreibungen, Fotos und Videos zu finden.